Knapper Sieg in Gießen (24.09.2023)
Wir fuhren mit gemischten Gefühlen zu unserem zweiten Mannschaftskampf dieser Saison nach Gießen. Auf der einen Seite war uns klar, dass die Chancen höchstens 50:50 standen, wir also keinesfalls Favorit waren. Nachdem wir aber den ersten Kampf verloren hatten und die Saison wohl äußerst ausgeglichen verlaufen wird, war zumindest ein Mannschaftspunkt dringend erforderlich.
Ausser Florin und Federico, mit denen wohl nur sporadisch zu rechnen ist, waren wir zumindest vollzählig,
Anfangs verlief der Kampf in ruhigen Bahnen. Uli wurde von seinem Gegner überrascht und seine mehrstündige Vorbereitung auf einen Holländer war für die Katz. Er hatte kein gutes Gefühl bei der entstandenen Stellung und bot nach wenigen Zügen Remis, was sein Gegner annahm. Auch Marcel und Joachim suchten recht rasch den Friedensschluss, obwohl unser junges Nachwuchstalent wohl einen Bauern hätte gewinnen können. Als Nächster einigte sich Ronald in einer sauber gespielten Englischen Eröffnung auf Remis. Somit stand es nach zwei Stunden 2:2.
Ab dann wurde aber alles restlos ausgekämpft. Maja hatte sich in einer ungewöhnlichen Variante der Französischen Verteidigung prima aufgebaut. Weiß griff dann ungestüm am Königsflügel an und sie hätte den Bauernsturm unbedingt unterbrechen müssen. Dies gelang ihr leider nicht, wonach sie ohne jedes Gegenspiel blieb und nach harter Gegenwehr verlor. 2:3. Holger hatte einen schweren Gegner - den Vize U12 Jugendmeister.
Es schien so, als ob er einer mächtigen Attacke auf seinen König ausgesetzt sein würde, konnte aber irgendwie alles zusammenhalten. Letztlich leitete er souverän in ein Dauerschach über und sicherte den halben Punkt. 2,5:3,5. An den letzten beiden Brettern sah es allerdings ganz gut für uns aus. Maxim konnte einen Grand Prix Angriff in ein Endspiel mit ungleichen Läufern überführen, in dem er besser stand und auch den Sieg einfuhr. 3,5:3,5. Michael stand wohl immer aussichtsreich und entschied nach langem Kampf die Partie mit einem taktischen Schlag. 4,5:3,5.
Somit hatten wir sogar beide Punkte aus Gießen entführt und uns erstmal im Mittelfeld der Tabelle festgesetzt.
Klassenerhalt geschafft
Vorbereitet auf einen langen und harten Kampf gegen BVK Frankfurt schickte der SV Wiesbaden mit Uli, Daniel, Holger (statt Sascha), Joachim, Maxim, Michael, Marcel und unserem italienischen Neuzugang Federico (für Florin) eine starke und kampferprobte Mannschaft nach Frankfurt. Es gingschließlich um nicht mehr oder weniger, als nach einem glänzenden Start (6-2 Punkte) und dem darauf folgenden Durchhänger mit 4 Niederlagen in Folge die Saison nicht als Tabellenletzter zu beenden, was den Abstieg in die Verbandsliga zur Folge gehabt hätte. In der Tat hatten diese Saison vor der letzten Runde noch 5 Mannschaften, also die halbe Liga, sehr realistische Abstiegschancen. Die letzten 3 Mannschaften (darunter wir) hatten
vor dem spannenden Saisonfinale jeweils 6:10 MP, davor „lauerten“ 3 Mannschaften mit je 7:9 MP (darunter BVK Frankfurt).
Genug der Einleitung, jetzt sollte eigentlich der interessante Teil über einen spannenden MK folgen. Es kam leider nicht dazu. BVK Frankfurt hatte mit großen Personalengpässen zu kämpfen und war nicht in der Lage, eine komplette Mannschaft an den Start zu schicken. Sie traten, wie auch in der Runde zuvor gegen Eppstein, nur an 6 Brettern an. Eine zusätzliche Schwächung bedeutete auch der Einsatz von 3 Ersatzspielern, so dass die Luft aus dem MK nach menschlichem Ermessen bereits vor dem 1. Zug so ziemlich raus war. Ähnlich sahen das auch unsere Gastgeber, deren Kampfbereitschaft aufgrund dieser widrigen Umstände erheblich gemindert war. Und so endeten bereits innerhalb der 1. Stunde die Partien an den Brettern 2-7 mit Remis, die Bretter 1 und 8 gingen kampflos an uns. Wir verließen Frankfurt mit einem 5-3 Sieg im Gepäck und dem Klassenerhalt recht zügigwieder Richtung Wiesbaden.
Nicht ohne Brett vorm Kopp (die auch in der Hessenliga bleiben) zu wünschen, dass sie, die diese Saison wegen des Verlustes mehrerer wichtiger Spieler arg gebeutelt sind, mit mehr Personal hoffentlich entspannter in die nächste Saison gehen können.
Es bleibt außerdem zu erwähnen, dass es in der Liga letztlich die unglücklichen Griesheimer erwischt hat, die uns vor Wochen noch eine schmerzliche Niederlage zugefügt hatten. Auch Griesheim hatte vor der Saison mehrere wichtige Stammspielerverloren, ohne diese adäquat ersetzen zu können.
Wir wünschen dem Verein, der zwischen 2010 und 2017 insgesamt 5 Jahre das Land Hessen in der Bundesliga vertreten hat, alles Gute für die Zukunft und den baldigen Wiederaufstieg.
Hessenliga 22/23 Runde 8, Wiesbaden II vs Griesheim 3,5 - 4,5
Runde 8 war für uns, die 2te, eine Runde des Abschieds.
Daniel Elias wird uns nächste Saison Richtung Osten verlassen. Er spielt für unsere 1te in der Oberliga Ost B und wird ihr helfen, nach der Neuordnung der Oberligen die Klasse zu erhalten. Abschied auch von Sascha, der von einem Jahr aus der Ukraine nach Wiesbaden kam, nunmehr sich in einem Seminar auf einBWL-Studium vorbereitet und, da er dieses ernst nimmt, einige Jahre Schachpause einlegt. Und letztlich auch von Florin, der beruflich
nach Sachsen gespült wird. Euch Allen viel Glück weiterhin und Dank.
Diese Giganten wurden eingesetzt, um einen weiteren Abschied, nämlich den aus der Hessenliga zu verhindern. Die Aussichten dazu waren
gut. Grieheim hatte vor der Runde 4, wir 6 Mannschaftpunkte und ein Mannschaftsremis würde uns zum Klassenerhalt reichen. Wer also genau
hinschaute, konnte nach Spielbeginn ein Abstiegsgespenst vorbeischweben sehen. Wir nahmen natürlich an, es interessierte sich nur für die Griesheimer.
So kann man sich irren.
Wie Holger so schön schreibt, es wurde auch noch gespielt.
Uli an Brett 1 hätte nach einigen gegenseitigen Fehlern maximal remis verdient, aber er hatte Glück und die Mannschaft führte 1-0. Florin an Brett 4 war in seinem Londoner System nie gefährdet, musste aber früh ins Unentschieden einwilligen, insgesamt 1,5 zu 0,5. Joachim an Brett 5 wurde im Dameninder auf der Damenseite attackiert. Seine gewöhlich eisenharte Verteidigung unterlief der Gegner, indem er eine kleine Kombination widerlegte und eine Figur gewann. Respekt, Werner Hahn, gut gespielt und 1,5 zu 1,5. Maxim brachte uns wieder in Führung von 2,5 zu 1,5, als er seine eigene Remisprognose zu Beginn der Partie nicht wahrmachte und durch stetigen Druck am Königsflügel den Gegner so einengte, das der schlieslich Milch geben musste
Sah doch insgesamt gut aus. Dani an Brett 2 spielte gegen Vitali Braun eine sehr solide Eröffnung und drohte langsam aber sicher am Königsflügel durchzustossen. Vitali verhinderte dies taktisch, indem er bei der Bauerkonstellation f5, e6, d5 (von Schwarz) und f4, e3, d4 (von Weiß) e6-e5 spielte, worauf Dani e3-e4 antwortete. Dieses furchtlose Gegenübertreten der Mittelbauern sieht man sonst nur auf dem Brettern im Wiesbadener Stadtpark, und da haben die Kontrahenten eine Rotweinflasche in der Hand, oder im Schlachtgetümmel der alten Ritterfilme.
Dani stand nach der anschließenden Anlayse wohl auf Gewinn, aber irgendwie übernahm Vitali die Initiative und am Ende wurde es Remis. Freuen wir uns auf die Veröffentlichung der Partie. Insgesamt 3-2 und ein klasse Einzelergebnis für Dani. Nur noch ein Punkt zum Mannschaftsremis, und der sollte doch möglich sein, denn Michael hatte ein Damenendspiel mit scheinbaren Dauerschachchancen, Sascha hatte sich mit einer Qualle weniger tapfer verteidigt und spielte mit 2L und einem Mehrbauer gegen T und S wohl auf Gewinn und Marcel schlieslich hatte immer noch seine überlegene Stellung mit Spiel auf Sieg oder Remis.
Doch nun schlug das Schicksal grausam zu, vielleicht wars ja auch das Abstiegsgespenst oder am Ende doch die Griesheimer duch ihr gutes Spiel.
An Brett 7 spielte Philipp Spitzl gegen Michael das Damenendspiel technisch sauber nach Hause, also 3-3. Brett 3 sah nach einen Gewinnversuch von Sascha seinen Gegner Liard Thibaud listig eine Falle entkorken, die zu Figurengewinn, Matt und jedenfalls zu nichts Gutem führte, nunmehr 3-4.
Die Hoffnungen ruhten also auf Brett 8 und Marcel, der mit e-linie, Raumvortel, starkem Springer gegen schlechten Läufer die Vorteile hatte, die So und solche Leute zum Sieg geführt hätten. Throsten Allmann jedoch wehrte sich geduldig, bekam Gegenspiel auf der a-linie und letztlich das Remis, welches zum 4,5 zu 3.5für Griesheim führte.
Glückwunsch, ein spannender Kampf.
In 5 Wochen dann die 9. Runde, Griesheim, Offenbach und wir haben 6 Punkte, paar andere Teams 7 Punkte. Noch ist der Abstiegsplatz nicht vergeben, und wir werden dann wieder versuchen, ihn nicht zu schnappen.
Heftige 2-6 Niederlage für Zweite
Gegen die zweite Mannschaft von Neuberg (bis gestern Tabellenletzter, jetzt nicht mehr) kam unsere Zweite in der 7. Runde der Hessenliga böse unter die Räder. Wir konnten keine einzige Partie für uns entscheiden; neben 4 Remisen von Daniel, Maxim, Michael und Marcel setzte es Niederlagen für Florin, Frank, Evsey und Helmut. Der deutliche Sieg für die Neuberger geht im Übrigen auch völlig in Ordnung, denn von Anfang an lief bei uns nicht viel zusammen.
Volle Punkte zeichneten sich eigentlich nirgends so recht ab, Daniel und Marcel mögen zwischendurch besser gestanden haben, fanden aber nicht die richtige Fortsetzung. Auf der anderen Seite zeichnete sich recht schnell ab, dass es in den Partien von Florin, Michael, Frank und Helmut nur um 2 Ergebnisse ging (und eine 1 für uns stand dabei nicht zur Debatte). Die Mannschaft muss sich jetzt in den letzten Spielen gegen Griesheim und Brett vorm Kopp Frankfurt auf 2 Endspiele gegen den Abstieg einstellen. Wurde in den letzten beiden Jahren jeweils erfolgreich um den Aufstieg gekämpft, so ist die jetzige Situation neu für die Mannschaft. Die gute Nachricht: noch ist alles drin, vom Tabellenletzten Griesheim trennen uns noch 2 Mannschaftspunkte. Ein Punktgewinn im kommenden Spiel gegen eben diesen Gegner wäre einigermaßen hilfreich. Am 26.März um 14.00 steigt dieser für uns so wichtige Abstiegskracher im Goldener Springer. Die Neuberger haben uns vorgemacht, wie Abstiegskamf geht.
Zweite verliert in Eppstein
Unser Duell der 6 Runde führte uns zum Mitaufsteiger nach Eppstein. Nominell die Nr.1 der Liga. Es war allerdings nicht zu erwarten, dass Eppstein in Bestbesetzung antreten würde. Allerdings mussten auch wir auf mehrere Stammspieler verzichten, sodass die Hoffnungen auf einen Punktgewinn von vorneherein dann doch eher moderat waren. Und der Spielverlauf entsprach diesen Erwartungen dann völlig. Nach 2 relativ schnellen Siegen an den Brettern 2 und 7 und einem 2-0 Zwischenstand boten unsere Gegner an fast allen anderen Brettern überwiegend aus besserer Stellung heraus bald ein Remis an. Mit dem schnellen 2-Tore-Rückstand im Genick, dem Blick auf die noch laufenden Partien und dem sich einstellenden Gedanken, dass heute nix zu reißen sein würde, fügten sich die Wiesbadener Schächer willenlos in ihr Schicksal. Und bevor die Uhr 6 geschlagen hatte, waren wir bereits wieder zurück in Wiesbaden. Hervorzuheben lediglich unser Ehrenpunkt durch Daniel an Brett 1, der nach schöner positioneller Vorarbeit die Partie stilvoll mit taktischen Mitteln beendete. Am Ende also eine verdiente 3,5-4,5 Niederlage, bei der wir auch nicht den geringsten Anlass hatten, über den Spielverlauf zu jammern. Glückwunsch an die Eppsteiner Mannschaft. Nichtsdestotrotz verhinderte diese Niederlage einen gemütlichen Abschluß des Sonntages in der Taverne Nico nicht. Aber auch hier waren wir nicht immer Sieger über unsere teils übervollen Teller.
In 3 Wochen geht es weiter, zu Hause gegen Neuberg.
Glücklicher Auswärtssieg in Dettingen
Letzten Sonntag ging es für unsere zweite Mannschaft zum Auswärtsspiel nach Bayern.
Huch nach Bayern ? Die zweite Mannschaft spielt in der Hessenliga! Dettingen hat aber eine Ausnahmegenehmigung um in der Hessenliga zu spielen, da die Stadt nahe an der Landesgrenze liegt und der Schachverein in der Regionalliga Bayern große Anfahrtswege zu bewältigen hätte.
Wir fuhren ohne große Hoffnungen nach Dettingen, da deren Spieler an den hinteren Brettern deutlich höhere ELO-Werte aufzuweisen hatten.
Es begann auch nicht sehr vielversprechend, da Uli schon in der Eröffnung unter Druck geriet und bald auf Verlust stand. 0:1. Michael konnte in einem London-System schnell ausgleichen.0;5:1;5. Danach lief es aber besser und sowohl Daniel wie Sascha konnten ihre Partien überzeugend gewinnen. 2;5:1;5. Auch Florin konnte sein Endspiel Remis halten. 3:2.
An den anderen Brettern sah es allerdings nicht gut für uns aus. Joachim stand mit zwei verbundenen Freibauern weniger völlig auf Verlust und wollte eigentlich schon aufgeben. Marcel kämpfte auch gegen einen gedeckten Freibauern, den er dann nur unter Figurenverlust beseitigen konnte. Nur Maxim hatte in schwieriger Stellung gewisse Remischancen.
Dann geschah das Wunder:
Joachims Gegner begann anstatt die Freibauern umzuwandeln seine Königsstellung zu schwächen und Joachim einen gefährlichen Angriff zu gestatten. Um diesen abwehren, musste er seine Freibauern aufgeben und man landete in einer ausgeglichenen Stellung. Dann überzog Joachims Gegner und verlor sogar noch. 4:2.
Maxim landete mit einem Bauer weniger in einem Remisendspiel und Marcel konnte nach hartem Kampf mit einer Minusfigur noch Remis halten. 5:3.
Jetzt sind wir Tabellenführer der Hessenliga.
Bemerkenswert ist auch, das unsere zweite Mannschaft seit mehr als drei Jahren kein Match mehr verloren hat! Alle Achtung.
Hessenliga 3. Runde
Glückliches 4:4 gegen Offenbach
In den ersten Minuten des Mannschaftskampfes passierte noch nicht viel. Soweit normal. Standen sich heuer doch Teams mit sehr vergleichbaren Ratings gegenüber (Nr. 7 und 8 der Setzliste mit DWZ-Durchschnitten von 2104 und 2102). Leider musste ein in regelmäßigen Abständen von ca. 1 Stunde im Spiellokal vorbeischauender Zuschauer erkennen, dass sich die Lage an mehreren Brettern oder Uhren mit der Zeit immer weiter zu ungunsten des gastgebenden Vereins entwickelte.
Folgendes Bild bot sich dem Zuschauer nach 2 Stunden: Maxim an Brett 6 hatte für die Eröffnung viel mehr Bedenkzeit verbraucht als sein Gegener und hätte vielleicht auch zwischenzeitlich etwas mehr aus der Stellung herausholen können, beschloss aber, als diese Chance vertan war, lieber mal ein Remis-Angebot einzustreuen, das vom Gegner, der dadurch diesem wunderschönen sonnigen Nachmittag eine 2. Chance geben wollte, angenommen wurde. Dem Zuschauer wars zufrieden angesichts des doch großen Zeitrückstandes. Obschon bereits zu diesem Zeitpunkt klar war, dass das Punktesammeln aus Wiesbadener Sicht an diesem Tage genauso schwer werden würde wie das Pilzesammeln während einer Trockenperiode.
Florin (Brett 4) hatte ansatzlos und etwas übermotiviert, quasi noch in der Eröffnung, beschlossen, sich für die Öffnung der h-Linie von einer Figur zu trennen. Wirkliche Kompensation war aus Zuschauer Sicht keine zu erkennen. Die Partie nahm denn auch, nach langem erbittertem Widerstand Florin's, ihr vorhersehbares Ende. Leider liefen die Protagonisten der Heimmannschaft auch an einigen anderen Brettern erst langsam zu Hochform auf. Ob das an den - wieder einmal vom Wirt dankenswerterweise bereit gestellten - belegten Brötchen lag, deren vor der Partie zuviel vertilgt wurden? Anyway, der mitfiebernde regelmäßig vorbeischauende Zuschauer erkannte mehr oder weniger schwierige Stellungen auch bei Daniel (Bret2), Joachim (Brett 5) und Marcel (Brett 8). während zumindest Uli's Partie an Brett 1 (mit etwas Raumvorteil), Oleksandr's Partie an Brett 3 (mit einem vom Gegner für Initiative geopferten Mehrbauern) und Michael's komplizierte Partie an Brett 7 offen waren. Zwischenstand 0,5-0,5; Tendenz: das wird ein sehr schwieriger Mannschaftskampf.
Als der Zuschauer das nächste Mal vorbeischaute, hatten sich die Partien in die erwartete Richtung verfestigt. Florin kämpfte noch mit Figur weniger, aber auch Daniel hatte mittlerweile eine Figur weniger, für eigentlich nichts. Okay, 2 Bauern. Marcel hatte 2 Bauern weniger und Joachim kämpfte mit Dame gegen 2 Türme und Springer einen aussichtslosen Kampf. Michael hatte eine komplexe Stellung auf dem Brett mit Qualität weniger, der Zuschauer hat sie jedenfalls spontan nicht verstanden. Gefühlt hätte er lieber die gegnerische Armee befehligt. Dafür kamen Oleksandr und Uli langsm aber sicher in Vorteil. Oleksandr bewies dem Gegner, dass ein Bauer ein Bauer ist und verwandelte technisch einwandfrei. Und auch Uli gewann alsbald einen Bauern und baute derweil seinen Raumvorteil weiter aus. Zwischenstand 1,5-0,5, Tendenz: 3-5 Niederlage.
Wieder eine Stunde später: Joachim und Florin hatten ihren Widerstand eingestellt. In den restlichen 4 Partien sah es folgendermaßen aus: Uli war dabei, seinen Vorteil weiter zu verdichten und die Hoffnung auf einen vollen Zähler war hier mittlerweile real. Daniel hatte die Stellung verkomplizieren können, oder war es sein Gegner, der sich das Leben selbst schwer machte, und ein Freibauer auf der 6. Reihe versprach etwas Spiel für die Figur – nebenbei ein Springer, der irgendwie nicht recht am Spiel teilnehmen wollte. Marcel kämpfte weiter mit 2 Minusbauern, diese waren aber vereinzelt und der Spinger von Marcel die bessere Leichtfigur als des Gegner's Läufer. Zudem hatte Marcel einen aktiven König. Ein Remis rückte zumindest in den Bereich des Möglichen. Michael spielte erfinderisch und versuchte alle gegnerischen Bauern vom Brett zu nehmen, seine eigenen inzwischen verbundenen Freibauern aber zu behalten. Der Zuschauer hat die Stellung immer noch nicht verstanden. Die Materialverteilung war gefühlt bei jedem „Aufs Brett Schauen“ anders. Zwischenstand also 1,5 – 2,5, Tendenz: vage Hoffnung auf ein 4-4. Dazu müssten aber wirklich alle schlechtstehende Partien gehalten werden und Uli seinen Vorteil verwerten können.
Und Caissa stand den Wiesbadenern bei. Daniel rührte immer mehr Sand ins Getriebe des Gegners und letztlich wurden in einer Stellung die Züge wiederholt, wo das für beide Seiten schon die beste Wahl war (Engine 0.00). Marcel hatte in der Tat genügend Kontrolle über die weissen Felder und da gab es kein gewinnbringendes Durchkommen für den Gegner. Auch Remis. Michael's Stellung endete dann mit einem Opfer des gegnerischen Springers für seine beiden Freibauern. Auch Remis. Der Zuschauer hat da einige Fragen zu dieser Partie. Vielleicht stand Michael nie schlechter? Auf jeden Fall eine Partie, die allen Spaß gemacht hat. Und unendlich viel Zeit für die Analyse brauchen wird. Und da war noch unser Senior Uli. In der längsten Partie des Tages brachte er seinen Vorteil sicher nach Hause. Sachlich und ruhig trieb er die weißen Steine vor sich her und raubte ihnen jegliche Aktivität. Feine Partie und eine sehr starke Vorstellung unseres Seniors. Letztlich ein glückliches 4-4 gegen ein starkes Offenbacher Team.
Fortsetzung Spielbericht 2. Runde:
Der MK selbst, ausgetragen in der gemütlichen Atmosphäre einer 2 Zimmer DG Wohnung, sah dann eine fast totale Dominanz der rating-unterlegenen Jugend an den ersten 4 Brettern, wo es 4x zum Duell Jungspund gegen 50+ kam. Uli und Holger hatten gegen ihre jungen Gegner Förster und Diyap nach der Eröffnung noch passable Stellungen, ehe Ungenauigkeiten die Gegner ans Ruder kommen ließen und unseren Senioren keine 2. Chance gegeben wurde. Sauber von den Jungs gespielt. Auf der anderen Seite hatten unsere Kids Oleksandr und Daniel gegen ihre Gegner IM Telljohann und Brüggemann von Anfang an die Initiative auf ihrer Seite. Oleksandr gewann dann auch sehenswert im Bauernendpiel, in das Telljohan unvorsichtigerweise gegangen war, in der längsten Partie des Tages.
Daniel hingegen verpasste in Zeitnot in allerdings komplexer Stellung den Gewinn. 3.5 – 0.5 für die Jugend. Von den 4 Partien im Nebenzimmer (Brett 5-8) habe ich nicht viel mitbekommen. Michael hatte irgendwann einen Bauern gewonnen und diesen Vorteil langsam (technisch war da sicher noch Luft nach oben) nach Hause gebracht. Maxim steuerte ein frühes Remis bei. Florinn und Marcel späte Remisen. Florin versuchte lange, seinen Vorteil von 1-2 Bauern zu verwerten, was wegen der ungleichen Läufer auf erhebliche Schwierigkeiten stieß und nicht gelang, während Marcel nach durchwachsenem Mittelspiel plötzlich 2 entfernte Freibauern auf der a und h Linie im Läuferendpiel hatte, was aber ebenfalls nicht zum Sieg reichte.
Im Nachhinein betrachtet waren wir dem Sieg wohl etwas näher als unsere Gegner, im Spiellokal waren wir nach einem Zwischenstand von 1-3 aber froh über den Punkt gewesen. Was nehmen wir also aus Frankfurt mit nach Hause?
Ein gerechtes 4:4 und den Eindruck, dass sich Jugendarbeit lohnt und wir mit Michael, Samuel und Helmut 3 Trainer haben, die sich jeden Dienstag höchst engagiert um den Wiesbadener Schachnachwuchs kümmern. Danke Euch an dieser Stelle für Euren stetigen Einsatz.
Zweite startet mit Sieg
Endlich war es soweit. Das Abenteuer Hessenliga, von der Zweiten nach zuletzt zwei Aufstiegen in Folge sehnsüchtig erwartet, konnte beginnen. So wundert es auch nicht,
dass keiner den Auftakt verpassen wollte und dieselbe Mannschaft antrat, die letzte Saison aufgestiegen war. Selbstverständlich kann das Ziel diese Saison nur lauten:
Klassenerhalt. Also Platz 8 von 10 Mannschaften, denn im Normalfall steigen 2 Mannschaften ab, da die beiden Verbandsligen immer je einen Aufsteiger stellen.
Unser Mannschaftssenior, immerhin 1 Jahr älter und weiser als zu Beginn der letzten Saison, formulierte unsere Saisonstrategie wie folgt: Versuchen, gegen die Mannschaften, die nominell mit uns ungefähr auf Augenhöhe sind, zu punkten. Klingt nach einem guten Plan. Die Betonung liegt allerdings auf dem Wort „versuchen“, denn diese Teams haben allesamt bereits viele Jahre Erfahrung in der Hessenliga gesammelt, und werden die Punkte nicht ohne weiteres einem Neuling überlassen wollen.
Lange Rede kurzer Sinn: wir befinden uns auf Rang 7-8 der DWZ-Setzliste (Durchschnitts-DWZ der Stammspieler) und den Mannschaftskämpfen gegen die weiteren Teams der unteren Hälfte kommt eine hohe Bedeutung zu. Unser Gegner der 1.Runde gehörte zu dieser Kategorie: der SK Gießen, nominell hinter uns an 9. Position geführt. Die Saison sollte also direkt mit einem wichtigen Spiel beginnen.
Unser Wirt hatte im Spielsaal Kaffee, Wasser und belegte Brötchen bereit gestellt. Auf's Haus. Für alle. Vielen Dank! Wer also noch Hunger hatte oder schon wieder, konnte sich noch schnell vor seiner Partie den Magen vollschlagen. Oder halt danach. Jetzt sollte eigentlich ein ausführlicher Bericht über einen spannenden Kampfverlauf folgen, dieser wird jedoch viel kürzer ausfallen als geplant. Unsere Gäste aus Gießen traten nämlich stark ersatzgeschwächt an, womit wir die eindeutige Favoritenrolle in diesem Kamf übernahmen. Und so verlief der Kampf denn auch: ziemlich einseitig. Richtige Spannung wollte nicht aufkommen. Immerhin: beim Stand von 6,5 – 0,5 für uns gelang unseren Gästen der Ehrentreffer.
Letztlich konnten wir also unser Hessenligadebut mit einem ungefährdeten 6,5-1,5 Sieg feiern. Wir werden deswegen sicherlich nicht abheben, denn wir wissen diesen Sieg sehr genau einzuordnen, eben aufgrund der äußeren Umstände, wie er zu Stande gekommen ist. Dennoch, unserem Ziel Klassenerhalt sind wir damit bereits einen Schritt näher gekommen. Und so führt uns unser Weg in 2 Wochen nach Frankfurt, zum FTV 1860 Frankfurt, einem Gegner aus der oberen Setzlistenhälfte. Die Favoritenbürde liegt in diesem Kampf sicherlich nicht auf unseren Schultern, aber unser gelungener Auftakt wird uns ordentlich Rückenwind für dieses Duell bescheren.